Spezialist für Endodontologie (DGET)
Master of Science in Endodontie
Seit Anfang der 90er wird Jahre in zahlreichen Studien und wissenschaftlichen Veröffentlichungen ein neues wissenschaftlich gesichertes Verfahren zur Überwindung intrakanalärer Stufen und Wurzelkanalverengungen beschrieben.
Bei intrakanalären Obliterationen und Stufen handelt es sich um artifizielle oder natürliche Veränderungen der Wurzelkanalanatomie, die ein vollständiges Erschließen, Desinfizieren und Verschließen des Wurzelkanalsystems nicht zulassen. Der Therapieerfolg wäre damit in Frage gestellt.
Vor und während einer sachgerechten und vollständigen Wurzelkanalbehandlung ist es daher in der Regel notwendig, diese Stufen oder Obliterationen zu beseitigen bzw. zu überwinden. Ein mikrobiell besiedeltes Wurzelkanalsystem muss vor dem erneuten Verschluss vollständig gereinigt und desinfiziert werden.
Auch die endochirurgische Therapie (Wurzelspitzenresektion) bedeutet eine sehr unsichere Prognose, wenn das Wurzelkanalsystem zuvor nicht erneut gereinigt und desinfiziert worden ist. Eine persistierende Infektion im Kanalsystem führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Rezidiv und ggf. dadurch zum Verlust des Zahns.
Nach der Trepanation des Zahnes und der Darstellung des Wurzelkanalsystems und der Entfernung alter und unterschiedlicher Wurzelkanalfüllungsmaterialien kann nach Trocknung das bisher zugängliche Wurzelkanalsystem diagnostiziert werden.
Mit dem Dentalmikroskop erfolgt die unter Sicht die Differenzierung der unterschiedlichen Dentinarten nach optischen und taktilen Kriterien. Mit Hilfe einer Spezialsonde kann unter Sicht der weitere Verlauf des bislang unbehandelt gebliebenen Wurzelkanalsystems ermittelt werden. Gleichzeitig ist die Unterscheidung der Obstruktion in
a) anatomisch/morphologisch- bedingte natürliche Obliteration und
b) artifizielle Veränderung des Wurzelkanalverlaufs assoziiert mit
einer Stufe / einem Plateau
via falsa
via falsa mit Perforation
Unter Sicht mit dem Dentalmikroskop erfolgt mit Hilfe spezieller in Richtung des weiteren Wurzelkanalverlaufs vorgebogener Ultraschallansätze eine minimalinvasive und sonoabrasive Präparation des Dentins zur Freilegung des verborgenen und unbehandelt gebliebenen Wurzelkanalsystems.
Erst nach Abschluss der Ultraschall-Präparation kann das weitere Wurzelkanalsystem mit Handfeilen oder maschinellen Feilen erschlossen, gereinigt und gefüllt werden. Auch während des weiteren Erschließens der Kanalsysteme ist es häufig notwendig, in der Tiefe der Wurzeln Stufen, Gabelungen oder zum Teil hauchdünne, blattförmige Holraumsysteme darzustellen, bevor ein weiteres Vordringen der Feilen möglich ist.
Bei dem beschriebenen Verfahren wird ein Dentalmikroskop und ein Ultraschallgerät mit speziellen Feilenhaltern und Ultraschallfeilen eingesetzt. (Auch andere vergrößernde Sehhilfen können hier zum Einsatz kommen. Kopflupen bieten jedoch in der Regel keine ausreichende Vergrößerung und Lichtversorgung, Endoskope erlauben kein paralleles Arbeiten.)
Der zeitliche Aufwand an einem Zahn variiert in Abhängigkeit zur Lokalisation der Obstruktion des Wurzelkanalsystems und der Häufigkeit des Vorkommens an einem Zahn. Damit kann das Verfahren pro Wurzelkanal zwischen 15 Minuten und 2 Stunden liegen.